Lebendige Traditionen

Letzten Samstag war es nach dem zögerlichen Sommerbeginn endlich so weit: Die Toggenburger Kühe wurden auf die Alp gebracht, da die Wiesen im Tal abgegrast sind. Oben warten hingegen saftige Wiesen. Dieser Umzug auf die Berge wird hier im Kägi Land nach uraltem Brauch zelebriert. Traditionell sind die Positionen innerhalb des Zuges festgelegt. Es ist ein besonderer Tag. Alle tragen Tracht und freuen sich auf den Alpaufzug, der von den Sennen (Hirten) mit lautem Johlen (Jodeln) und Zauren (Naturjodel ohne Worte) begleitet wird.

Die Alpauffahrt im Toggenburg

Alpaufzug im Toggenburger Kägi Land
Frühmorgens macht sich der Zug auf den Weg. Nachdem die Strasse im Tal verlassen wurde, geht es über steile Serpentinen hinauf zur Alp. Entsprechend der Tradition läuft an der Spitze des Zuges der Geissbub im „Sennengroscht“. Ihm folgen Ziegen und das Geissmeitli in Toggenburger Werktagstracht, dann der Vorsenn in der typischen Tracht mit gelben Lederhosen und dem Fahreimer (Holzkessel, der früher zum Melken benutzt wurde) an der Schulter. Ihm folgen drei stolze Schellenkühe, deren Schellen aufeinander abgestimmt sind und das Johlen der ihnen folgenden vier Sennen begleiten. Drei der Sennen tragen Sonntagstracht mit braunen Hosen und einer die Volltracht mit gelben Hosen. Nach ihnen ist die eigentliche Kuhherde an der Reihe, begleitet von der Bäuerin und dem Bauer, der einen Stier führt. Auch ein Sennenhund ist meist dabei.


Saftiges Gras für beste Milch
Dieser Zug zieht vom Tal aus in einer mehrstündigen Wanderung hinauf in die Berge. Langweilig wird es dabei nie: Mal bleiben meckernd die Ziegen stehen und wollen nicht mehr weiter, mal möchte eine der Kühe einen anderen Weg einschlagen. Am Wegrand stehen dabei Bäuerinnen und Bauern, die mit ihren Tieren die Alp bereits erreicht haben. In den Gesichtern zeigen sich Freude und Stolz. Getränke werden angeboten und bei einem kleinen Schwatz eine Pause eingelegt. Für den letzten Wegabschnitt nehmen der Bauer und ein Senn den Kühen die grossen Schellen ab, um sie selbst bis ans Ziel zu tragen. Dahinter steckt nicht nur Tradition; die Kühe können beim Anblick des saftigen Alpgrases nicht mehr widerstehen und so werden die kostbaren Schellen nicht beschädigt. Am Ziel angekommen, dürfen sich dann auch die Menschen über gute Verpflegung freuen: auf der Sellamatt in den Churfirsten wird nach dem Alpaufzug die „Älplerchilbi“ gefeiert.

Puhh.. alles verstanden? Hoffentlich habt ihr gut aufgepasst, denn in Kürze habt ihr wieder eine Chance, das Toggenburg live zu erleben! Weitere Infos dazu folgen bald…


05. Juli 2013